Ein neues Instrument am Bildungsmarkt – der AVGS

Ein neues Instrument am Bildungsmarkt – der AVGS

Die Abkürzung AVGS steht für den Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein, der die Nachfolge des Vermittlungsgutscheins angetreten hat. Dieser Gutschein ist eine Kannleistung der Bundesagentur für Arbeit und der Jobcenter. Das heißt er kann bewilligt werden, einen Rechtsanspruch darauf gibt es jedoch nicht. Es ist eine Ermessensentscheidung des persönlichen Ansprechpartners in der entsprechenden Behörde, ob Sie den AVGS bekommen oder nicht. Abrechnen können nur zertifizierte Bildungsträger oder Arbeitsvermittler.

Förderfähige Personen

Alles was es zum AVGS von Seiten des Gesetzgebers zu klären gibt, ist im SGB III § 45 geregelt. Als förderfähige Maßnahmen und Personen sind hier folgende genannt:

Ausbildungssuchende, von Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitsuchende und Arbeitslose können bei Teilnahme an Maßnahmen gefördert werden, die ihre berufliche Eingliederung durch

  1. Heranführung an den Ausbildungs-und Arbeitsmarkt,
  2. Feststellung, Verringerung oder Beseitigung von Vermittlungshemmnissen,
  3. Vermittlung in eine versicherungspflichtige Beschäftigung,
  4. Heranführung an eine selbständige Tätigkeit oder
  5. Stabilisierung einer Beschäftigungsaufnahme

erreichen können.

Von Arbeitslosigkeit bedrohte Personen sind auch Hochschulabsolventen, Berufsrückkehrer, Selbstständige oder Arbeitnehmer die in Transfergesellschaften betreut werden, weil sie von einer Massenentlassungswelle erfasst wurden. Wurde ein Arbeitnehmer vom Arbeitgeber bis zum Ende der Kündigungsfrist freigestellt, so gilt er natürlich auch als von Arbeitslosigkeit bedroht. Gerade diese Zielgruppe hat sehr gute Chancen Bildungs- oder AV-Gutscheine zu bekommen. Zu den von Arbeitslosigkeit bedrohten Personen zählen Sie allerdings nicht, wenn Sie aus persönlichen Gründen die Stelle wechseln wollen.

Zeitliche und regionale Begrenzungen

Wird der AVGS bewilligt, so kann er zeitlich begrenzt werden. Das soll gewährleisten, dass Sie sich die fehlenden Kenntnisse zeitnah aneignen und die Abstände zwischen den einzelnen Terminen nicht zu lang sind. Immerhin steht die schnellstmögliche Arbeitsaufnahme als Ziel Nummer eins im Fokus Ihres Sachbearbeiters und der AVGS soll lediglich helfen, Sie fit dafür zu machen.

Neben der zeitlichen Begrenzung kann es auch zu regionalen Einschränkungen kommen, wenn der AVGS bewilligt wird. Lange Fahrtwege und hohe Zusatzkosten sollen natürlich vermieden werden wenn es irgendwie geht. In der Regel wird daher ein zentraler Ort mit einer Umkreisangabe vorgegeben.

Einsatzmöglichkeiten des AVGS

Stand der Vorgänger, der Vermittlungsgutschein hauptsächlich für die Vermittlung in versicherungspflichtige Arbeit zur Verfügung, so sind die Einsatzmöglichkeiten des AVGS wesentlich vielfältiger. Das Wort Aktivierung zielt auf die Förderung von latenten Potentialen oder fachlichen Kompetenzen ab. Neben der Vermittlung hat die berufliche Weiterbildung im AVGS ihre Fördermöglichkeit gefunden. Hat eine Bürokauffrau beispielsweise in ihrem letzten Beruf keine Buchhaltung gemacht, kann sie in Einzel- oder Kleingruppenkursen hier geschult werden. Der AVGS wird für eine bestimmte Anzahl an Unterrichtseinheiten ausgestellt. Bei Einzelkursen sind die Träger sehr flexibel was die Termine angeht.

Gerade ältere Arbeitnehmer die sehr lange in einer Firma gearbeitet haben, sind oft mit dem Thema Bewerbung überfordert. Dann kann der AVGS für Einzelcoachings eingesetzt werden, in denen die Lebensläufe und Anschreiben mit einem erfahrenen Bewerbungstrainer erarbeitet und auch Situationen in Vorstellungsgesprächen besprochen werden.

Vom Verkaufstraining bis zu Arbeitssicherheitsschulungen reichen die Angebote, die über den Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein abgerechnet werden können. Die Gebühren für die Coachings oder Schulungen bekommt der Träger erstattet, dem Teilnehmer werden die Fahrtkosten erstattet. Den passenden Kurs finden Sie auf der Webseite der Bundesagentur für Arbeit unter dem Angebot KursNet.

Vorteile des AVGS

Im Vergleich zum Bildungsgutschein hat der AVGS den Vorteil, dass er für Einzel- oder Kleingruppenschulungen gilt. Vielen Weiterbildungswilligen ist es schon so ergangen, dass sie sich für einen Kurs entschieden haben, den Bildungsgutschein bekamen und dann keinen Anbieter fanden, bei denen der Kurs auch tatsächlich stattfand, weil es zu wenige Anmeldungen gab. Ein Großteil der AZAV zertifizierten Bildungsträger ist dazu übergegangen, normale Kurse aus der beruflichen Bildung für den AVGS zertifizieren zu lassen. Damit können die Mindestteilnehmerzahlen gesenkt werden und die Kurse sind viel schneller so besetzt, dass sie auch tatsächlich stattfinden.

Kleine Gruppen arbeiten effektiver als große Gruppen. Dem Dozenten bleibt viel mehr Zeit auf die einzelnen Teilnehmer einzugehen und er erkennt Defizite und Stärken eher. In kleineren Gruppen fällt es vielen leichter, sich zu den Themen zu äußern und die Seminarform ist nicht so starr. Dadurch wird die Atmosphäre positiv beeinflusst und das Lernen fällt leichter.

Hat der AVGS auch Nachteile?

Es gibt beim AVGS keine nennenswerten Nachteile. Dass dieser Gutschein nicht für eine komplette Ausbildung eingesetzt werden kann ist logisch. Dafür sind die Vorgaben so, dass die maximale Stundenzahl gar nicht ausreichen würde für eine Berufsausbildung. Es geht hier also immer nur um aufbauende Seminare oder zertifizierte berufsbezogene Fortbildungen.

Als Nachteil kann betrachtet werden, dass beim Einzelcoaching beispielsweise der Bildungsträger den Coach stellt. Gibt es hier persönliche Differenzen ist es schwierig einen anderen Coach zu bekommen.

Sind Kleingruppenseminare in vielen Fällen vorteilhaft, so bringen sie doch auch einige Nachteile mit sich. Bestimmte Methoden wie Gruppenarbeit oder bestimmte Planspiele sind mit wenigen Teilnehmern nicht durchzuführen. In größeren Gruppen ist es leichter „Gleichgesinnte“ zu finden mit denen man sich vorstellen kann, Lerngruppen zu bilden oder gemeinsame Projekte anzugehen. Das wird im Endeffekt das Erreichen des Lernziels aber nicht beeinflussen.

Fazit

Der AVGS ist ein gutes Instrument um sinnvolle Bildungsangebote wahrnehmen zu können. Es gibt keinen Rechtsanspruch auf den AVGS, er ist eine Kann-Leistung. Fragen kostet nichts und es ist jedem zu raten, sich um einen AVGS zu bemühen. Er kann für sehr verschiedene Seminare bis hin zur Existenzgründerberatung eingesetzt werden.