Erwachsenenbildung: Jeder kann sich weiterentwickeln
Nicht immer führt der erste Weg ans Ziel und das gilt auch beim Thema Bildung. Es gibt verschiedene Gründe, die dazu führen, dass junge Schüler auf dem ersten Bildungsweg keinen Abschluss erzielen konnten, doch unabhängig davon gilt in Deutschland das Recht auf Bildung und es gibt mehrere Wege und Möglichkeiten, einen Schulabschluss oder eine Berufsausbildung über den sogenannten zweiten Bildungsweg nachzuholen. Die Sprüche: “Der Mensch lernt nie aus” oder “Man lernt fürs Leben” sind alte Weisheiten, die auch in unserem modernen Bildungssystem gelten, denn durch verschiedene Reformen und Verbesserungen gibt es in Deutschland inzwischen eine breit gefächerte Bildungslandschaft, die nahezu jeden Lernwilligen aufnimmt und eine zweite Chance bietet.
Wer kann den zweiten Bildungsweg nutzen?
Grundsätzlich kann jeder Bürger in Deutschland als Erwachsener noch einmal eine Ausbildung machen, einen Schulabschluss nachholen oder über eine Umschulung (auch per Fernkurs möglich) eine zusätzliche Qualifikation erwerben. Vor allem junge Erwachsene unter 30 Jahren, die ihre erste Chance auf Bildung nicht wahrnehmen wollten oder konnten, finden in der Erwachsenenbildung eine gute Chance zur Verbesserung ihrer Bildung. Mit Mitte 20 sieht die Welt meist ganz anders aus als noch im Alter von 15 Jahren und eine in jungen Jahren vergebene Chance muss nicht das ganze Leben beeinflussen.
Nicht selten finden ehemalige Schulabbrecher und -verweigerer erst als junge Erwachsene kurz vor der Gründung einer eigenen Familie die Gelegenheit und einen Anlass, um ihre Situation zu überdenken und dann wird deutlich, dass ohne Schulabschluss oder abgeschlossene Berufsausbildung ein berufliches Vorankommen in Deutschland fast unmöglich ist. Ein hingeworfenes Studium oder ein Schulabbruch aus persönlichen Gründen sind aber keine Endstationen, denn in der Bundesrepublik kann nahezu jeder Bildungsabschluss auch auf dem zweiten Bildungsweg erreicht werden. Des weiteren ist auch eine Bildungsabschlusses ohne Ausbildung möglich. Auch für junge Erwachsene mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung aus dem dualen System muss ein Studium kein Traum bleiben, denn über einen Kolleg kann die Fachhochschulreife nachgeholt werden und damit öffnen sich die Türen der Universitäten und Hochschulen für den zweiten Bildungsweg.
Die klassischen Möglichkeiten in der Erwachsenenbildung
Es gibt ganz unterschiedliche Ansätze, mit denen sich das Ziel Aus- oder Weiterbildung als Erwachsener verfolgen lässt. Die verschiedenen Konzepte stellen sicher, dass mit jeder Vorbildung ein Ansatz zur Weiterbildung gefunden werden kann und auch zeitlich sind die Angebote so flexibel, dass der Unterricht in den persönlichen Alltag integriert werden kann.
Hier eine Übersicht über die klassischen Varianten der Erwachsenenbildung:
Abendschule & Abendgymnasium
Die Abendschule ist sicherlich eine der bekanntesten Möglichkeiten um sich weiterzubilden. Die Volkshochschulen in den Städten und Gemeinden bieten in jedem Jahr verschiedene Kurse und auch Schulabschlüsse wie die Mittlere Reife oder das Abitur lassen sich damit nachholen. Neben Volkshochschulen und kirchlichen Einrichtungen bieten auch die Bildungszentren von Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer verschiedene Möglichkeiten im Rahmen der Abendschule. Das Ziel hier ist, neben einem Vollzeitjob einen anerkannten Bildungsabschluss zu erreichen. Dafür treffen sich Erwachsene in kleinen Gruppen mit speziell für sie ausgebildeten Lehrern abends an Werktagen und lernen gemeinsam für eine bestimmte Prüfung. Im Schnitt müssen wöchentlich zwischen 15 und 20 Unterrichtsstunden bewältigt werden und in der Abschlussklasse gibt es häufig die Möglichkeit am Tagesunterricht teilzunehmen.
Vollzeitlehrgänge & Kurse
Für Erwachsene, die keiner beruflichen Tätigkeit in Vollzeit nachgehen, bieten sich Vollzeitlehrgänge und -kurse an. Hier kann deutlich mehr Lernstoff in kürzeren Zeiträumen vermittelt werden und das Nachholen der verschiedenen Schulabschlüsse ist ebenso möglich wie eine Ausbildung oder Umschulung im dualen System. Neben dem Qualifizierenden Abschluss der Haupt- oder Mittelschule kann die Mittlere Reife, das Abitur oder das Fachabitur nachgeholt werden. Der Vorteil bei Bildungsmaßnahmen in Vollzeit liegt in der Kürze der Lehrgänge, denn bereits innerhalb weniger Wochen sind Qualifikationen erreichbar, die bei der beruflichen Weiterentwicklung helfen können., während an den Abendschulen durch die zeitliche Einschränkung längere Kurse die Regel sind.
Kollegs – akademische Studiengemeinschaften
Über ein Kolleg kann mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung ohne Mittlere Reife das Abitur nachgeholt werden. Als Zugangsvoraussetzung zu einem Kolleg gelten zwei Jahre Berufserfahrung als üblich. Innerhalb von drei Jahren kann die Fachhochschulreife erworben werden, die zu einem regulären Studium berechtigt. Auf den Webseiten des Bundesrings der Kollegs finden Sie den für Sie zuständigen Ansprechpartner nach Bundesländern aufgeschlüsselt.
Fernunterricht
Der klassische Fernunterricht konnte durch das Internet in den letzten 10 Jahren deutlich verbessert werden. Wo früher noch dicke Umschläge mit Lernmaterial in Papierform bewältigt werden mussten, gibt es heute Audio-Unterricht und Videos zur Unterstützung. Workshops und Webinare dienen zur Vorbereitung auf Prüfungen und das Angebot ist riesig und nahezu für jedes Bildungsziel verfügbar. In jedem Bundesland gibt es verschiedene Institute und Schulen, die ganz unterschiedliche Kurse anbieten. Allen Unterrichtsmodellen mit Fernunterricht ist gemeinsam, dass die Schüler den größten Teil des Lernstoffs zu Hause einüben und nur zu den Prüfungen oder besonderen Terminen treffen alle Kursteilnehmer mit ihrem Lehrern oder Dozenten zusammen.
Mischformen von Präsenzunterricht & E-Learning
Eine vergleichsweise neue Möglichkeit der Erwachsenenbildung sind gemischte Kurse, in denen das Abitur oder ein anderes Bildungsziel über Fernlehrgänge mit zusätzlichen, klassischen Unterrichtsstunden erreicht werden kann. Durch das Aufteilen der Lernstunden ins selbstständiges Lernen und dem Lernen in der Gruppe sind die meisten Teilnehmer motivierter und im Vergleich zu anderen Modellen erreichen hier mehr Schüler ihr Bildungsziel. Damit steigen die Chancen auf einen
Die Länder haben eigene Regeln für den zweiten Bildungsweg
Bildung ist in Deutschland Ländersache und damit können sich die Regelungen und Rahmenbedingungen für verschiedene Aus- und Weiterbildungen in den einzelnen Bundesländern voneinander unterscheiden. In Rheinland-Pfalz kann das Abi beispielsweise online nachgeholt werden, während man in Bremen vor allem auf die Mischung von E-Learning und Präsenzunterricht setzt und in Bayern, Hessen und Baden-Württemberg können Erwachsene ihr Abitur am Abendgymnasium machen, während das in anderen Bundesländern in dieser Form noch nicht möglich ist.
Fördermöglichkeiten für den zweiten Bildungsweg
Es gibt verschiedene Fördermöglichkeiten, mit denen eine Aus- oder Weiterbildung finanziell vom Staat unterstützt werden kann. Der Bildungsgutschein ist eine Möglichkeit, aber auch BAföG, Stipendien oder Bildungsprämien und Bildungskredite sind denkbar. In einem ersten unverbindlichen Gespräch mit dem zuständigen Arbeitsvermittler lassen sich Chancen und Möglichkeiten aufzeigen, die dann in Ruhe Zuhause mit der Familie durchdacht werden können, denn natürlich hat jedes Lernmodell seine Vor- und Nachteile. Schauen Sie hier, in welchem Bundesland, welche Förderprogramme unterstützt werden.